Zentrale
Wildvogelauffangstation des Saarlandes (WiVo-Saarland)
Zielsetzung:
Unsere Aufgabe ist die Aufnahme
und Pflege von verletzten und geschwächten, hilflosen Vögeln sowie verwaisten
Jungvögeln mit dem Ziel, sie wieder gesund in die Freiheit zu entlassen.Dieses Bestreben steht eindeutig im
Zeichen des Tierschutzes, aber auch des Artenschutzes und damit des
Naturschutzes, besonders wenn es sich um seltene Vögel und gefährdete Arten
handelt.Vögel geraten zu 90 % erst durch
menschliches Einwirken in eine Notlage, deshalb ist es auch für uns Menschen
verpflichtend dem entgegen zu wirken und zu helfen.
Weiterhin wollen wir mit unserer
Öffentlichkeitsarbeit sowie mit Beratung zu Nisthilfen, Vogel- und Naturschutz
Menschen dazu bringen sich als Teil der Natur zu sehen, für deren Schutz und Erhalt
jeder verantwortlich ist.
Status:
Offizielle Anerkennung als Zentrale
Wildvogelauffangstation des Saarlandes (gemeinnützig anerkannt)
Eröffnung 01. Mai 2016
Räumlichkeiten
Da in Püttlingen für eine
Wildvogelauffangstation zunächst keine Räumlichkeiten gefunden werden konnten,
hat der Natur- und Vogelschutzverein Püttlingen einen kleinen Raum 3,8 x 3,8 m
seines kleinen Vereinsheimes (Haus Waldkauz) und Kellerräume sowie die
Außenanlage zur Verfügung gestellt. Im Jahr 2016 wurden im Haus Waldkauz ca.
1200 Vögel aufgenommen und versorgt.Diese Räumlichkeiten reichten für
ein Fortführen der Wildvogelstation nicht mehr aus, auch im Hinblick auf den
immer höher werdenden Bekanntheitsgrad der Station. Hier wurde nun eine Lösung in
Püttlingen gefunden, an deren Umsetzung in 2017 fieberhaft gearbeitet wurde, um
gut aufgestellt in die neue Saison starten zu können. Das Gebäude der alten Stadtgärtnerei
wurde umgebaut und renoviert.Hierzu hat das Ministerium für
Umwelt und Verbraucherschutz finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt. Die Prowin Stiftung beteiligt sich
in 2018 und 2019 am weiteren Ausbau der Station und ermöglicht so die
Fertigstellung des Mauersegler- und Schwalbenraumes und den weiteren Ausbau des
Volierenhauses (altes Gewächshaus der Stadtgärtnerei).
Öffnungszeiten
Tägliche Stationsbesetzung im Sommer von 8:00 Uhr
bis ca. 21:00 Uhr,
auch am Wochenende sowie an Sonn- und Feiertagen
sind die Vögel zu versorgen
Telefonbereitschaft:
Sommer:
15. April bis 30. September
Mo. bis Fr. 9:00 Uhr bis 12:00 Uhr und 15:00 Uhr
bis 19:00 Uhr
an Wochenende und Feiertagen: 10:00 Uhr bis 12:00
Uhrund 15:00 Uhr bis 18:00 Uhr
Winter:
01. Oktober bis 14. April
Mo. bis Fr. 10:00 Uhr bis 12:00 Uhr und 15:00 Uhr
bis 17:00 Uhr
an Wochenenden und Feiertagen: 10:00 Uhr bis 11:00
Uhrund 15:00 Uhr bis 16:00 Uhr
Wer macht’s?
an der WiVo-Saarland sind folgende Kooperations-Partner beteiligt:
- NABU Landesverband Saarland
- NABU Ortsgruppe Köllertal
- Stadt Püttlingen
- Ministerium für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz des
Saarlandes
Die Kooperationsgemeinschaft hat einen
Kooperationsrat ins Leben gerufen, der sich mit Rat und Tat um die Belange der
Station kümmert und die Station offiziell vertritt. Dieser Rat setzt sich aus jeweils
einer entsandten Person der Kooperationspartner zusammen.
Wer macht was in der Wivo Saarland?
Sprecher für die WiVo Saarland:
Herr Rudi Reiter(2. Vorsitztender NABU Landesverband Saarland)
Stationsleitung: Frau Saskia Becker, unterstützt von Ulrike Schirmbeck und Anke Scherer
Des Weiteren wird die Station durch ·
zwei 450,00 €-Kraft ganzjährig·
drei junge Erwachsene im FÖJ
(Freiwilliges Ökologisches Jahr)
und weitere ca. 40 ehrenamtliche Helfer und Helferinnen
(im Alter zwischen 16 und 77 Jahren) die sich stundenweise regelmäßig
einbringen, unterstützt.
Netzwerk und weitere Partner
Zum Netzwerk der Zentralen
Wildvogelauffangstation-Saarland gehören an:
· Vogelauffang- und Pflegestation
Weiskirchen, Herr Stefan Klasen (nur Greifvögel)
· Vogelauffang- und Pflegestation
Blieskastel, Herr Martin Hirsch
· Myriam Bettinger (Wadern-Morschholz)
Alle Kosten, die für Futter,
Medikamente und Fahrten sowie für die Nebenkosten werden von den Netzwerkern
zentral bei der WiVo Saarland eingereicht. Dort wird quartalsweise die
gemeinsame Abrechnung erstellt und beim Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz
mit der Bitte um Erstattung abgegeben.
Wir arbeiten in Sachen
Tierschutz/Wildtier/Wildvogelhilfe im Saarland zusammen: z. B. mit der
Wildtierauffangstation in Eppelborn, dem Stadttaubenverein Saarbrücken, der Wildvogelauffangstation in Kirchwald (Rheinland-Pfalz)
sowie mit dem Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz des Saarlandes.
Tierärztliche Versorgung
Wir stehen in Zusammenarbeit mit dem
Team des Kleintiercentrums Köllertal.Frau Dr. Sabine Koch besucht seit
August 2020 regelmäßig zur Visite zwecks ärztlicher Betreuung die Station.
Vögel
Wird ein Vogel abgegeben erfolgt
eine digitale Erfassung (seit 2018, realisiert durch Herrn Uwe Freitag,
Institut für medizinische Software, Saarbrücken). Wir führen eine digitale Statistik
über die abgegebenen Vögel, mit einer laufenden Nummer, nach Vogelart,
geschätztes Alter, Finder/in, Fundort, Fundumstand- und Datum, Grund für die
Aufnahme, Diagnose und medizinische Versorgung und das Auswilderungsdatum bzw.
den Verbleib der Tiere. Aus dem ganzen Saarland sowie aus
dem benachbarten Frankreich und aus Rheinland-Pfalz kommen Menschen, manchmal ganze
Familien nach Püttlingen in die WiVo-Saarland um hilfsbedürftige Vögel abzugeben.
Dabei sind bei einer Lfd.Nr. (Erfassungsnummer)
mit bis zu 8 Vögel zu rechnen. (Bsp.: ganzes Nest mit 8 Blaumeisennestlinge als
eine Erfassungsnr.) 2016 wurden 1205 Wildvögel in der Station aufgenommen (Haus Waldkauz)
2017 waren es 1817
2018 waren es 1845
2019waren es 2242
2020waren es 3007
Beispielhafte Aufteilung der Arten aus dem Jahr
2019:
Haussperling: 270
Mauersegler: 270
Kohlmeise: 193
Amsel: 153
Blaumeise: 108
Hausrotschwanz: 80
Mehlschwalbe: 72
Rauchschwalbe: 34
Buntspecht: 50
Waldkauz: 17
Bussard: 13
Schleiereule: 5
Waldohreule: 5
Krähen: 107
Sachkunde
Zur Vermittlung von Fach- und
Sachkunde wurden die zukünftigen Helfer/innen im Vorfeld qualifiziert und
geschult. Von den Vogelarten über Futterbedürfnisse (Körnerfresser,
Insektenfresser, Allesfresser) Krankheiten, medizinische Erstversorgung bis hin
zu rechtlichen Grundlagen liefen 14 Veranstaltungen bis Mitte April 2016. Hier
unterstützte auch der NABU Landesverband und die VHS Regionalverband und
Püttlingen. März/April 2018 wurde erneut eine
Schulungsreihe erfolgreich durchgeführt, auch um weitere Helferinnen und Helfer
zu gewinnen. Alle Teilnehmer/innen, die mehr als
die Hälfte der Veranstaltungen besuchten, bekamen eine Teilnahmebestätigung ausgehändigt.
Die Arbeit in der Station
Es bedarf, wie schon gesagt der
Sachkenntnis und Fertigkeit im Umgang mit den Vögeln wie z.B. bei der
Medikamentengabe, Wundversorgung und vor allem „Schnabelöffnen“, wenn ein Vogel
nicht freiwillig frisst. Nicht alle Helfer können alleine ohne eine
qualifizierte Schichtleitung Dienst verrichten, sondern unterstützen unter
Anleitung beim Füttern, Käfige reinigen und sonstigen Arbeiten. Auch gibt es
Helfer/innen, die ausschließlich bei Reinigungsarbeiten helfen oder Fahrdienst
übernehmen, aber keine Arbeit „am Tier“ ausführen.
Das Gespräch mit dem/der Bürger/in
(oft auch Kinder und/oder Jugendliche) ist fast genauso wichtig, wie das Versorgen
des Tieres und nimmt oft sehr viel Zeit in Anspruch, da die Übergabe des Tieres
oft mit großen Emotionen verbunden ist.In der Zwischenzeit müssen trotzdem
die bereits in der Station befindlichen Tiere weiter gefüttert und versorgt
werden. Beispiel: Kohl- und Blaumeisen-Nestlinge benötigen alle 15 Minuten
Futter, anderen Nestlinge ca. alle 25-30 Minuten.
Nicht außer Acht zu lassen sind noch:
- Telefonberatung
- Fahrten zu den Netzwerkern
- Einkauf
- Dienstplanerstellung
- Buchhaltung
- Führung der Statistik/Dokumentation
- sonstige Organisation
- Recherche
- Besprechungen
- Pflege und Fütterung der Futtertiere und Reinigung
der Terrarien
- Öffentlichkeitsarbeiten
Nicht jede Vogelart kann in
derselben Voliere gemeinsam gehalten werden. Oft stehen mehrere Vogelarten zur
selben Zeit in den Startlöchern aus dem Pflegeraum in die Vorstufe der
Auswilderung, sprich in die Außenvolieren, umzuziehen. Greifvögel, Eulen,
Rabenvögel und Reiher haben ebenfalls besondere Bedürfnisse bei der
Unterbringung. Deshalb war die Fertigstellung des Volierenhauses fundamental
und wurde 2020 abgeschlossen.
Wir kümmern uns nicht nur um die
Tiere, sondern erfüllen als Station auch weitere wichtige öffentliche Aufgaben.
Wir informieren zusätzlich die Öffentlichkeit über den Umgang mit Wildvögeln und
anderen Wildtieren und gewähren Einblick in eine für viele unbekannte Welt. Auch Kinder und Jugendliche werden
hier an den respektvollen und liebevollen Umgang mit Mitgeschöpfen und das Verständnis
für Tiere und Natur heranzuführen. Diese Aufklärungsarbeit ist aus Sicht des
Tier- und Naturschutzes sehr bedeutsam und entlastet zusätzlich Behörden und
Ämter.
Weiter Infos unter:
Foto: Ilse Grobe